Verwendet man die aktive Chart-Analyse zur Verarbeitung gesprochener Sprache, ist eine inkrementelle Arbeitsweise des Parsers nützlich. Darunter werden mehrere Verfahren verstanden:
Gefundene Teilergebnisse, also Konstituenten, sollen so früh wie möglich nach außen gegeben werden, damit sie von anderen Modulen des Sprachverarbeitungssystems weiterverarbeitet werden können. Dies kann durch Abkoppeln der Ein- und Ausgabeprozesse von den analysierenden Tasks erreicht werden. Besonders beim Verarbeiten gesprochener Sprache ist diese Vorgehensweise wichtig, da beim gegenwärtigen Stand der Worthypothesengenerierung nicht davon ausgegangen werden kann, daß jemals ein Satz vollständig und korrekt syntaktisch analysiert werden kann.
Es muß auch möglich sein, zu bestimmten Zeitpunkten der Analyse neu hinzukommende Worthypothesen bzw. -ketten aufzunehmen und in die Analyse mit einzubeziehen. Solche ``Bottom-Up''-Hypothesen können z. B. bei der Verarbeitung einer Lücke vom Worthypothesenmodul generiert werden. Auch von höheren Modulen (z. B. dem Semantik-Modul) generierte Hypothesen, die eine Erwartung dieses Moduls repräsentieren, sollten in den Prozeß der Verifikation bzw. Vervollständigung mit einbezogen werden können. Diese Forderung wird bereits durch die Chart-Analyse selbst erfüllt. Aktive Kanten verbleiben in der Chart und wirken wie ,, Dämonen''-Prozeduren. Werden neue Hypothesen an einer Stelle in die Chart eingefügt, an der schon eine aktive Kante wartet, wird automatisch überprüft, ob die inaktive Kante die Bedingungen der aktiven Kante zu ihrer Fortsetzung erfüllt. So können bereits erkannte Teilstrukturen in neue, sie umfassende Strukturen eingebettet werden, ohne daß irgendein Teil mehrfach analysiert wird.
Weiterhin sollte auch die Unifikation inkrementell erfolgen, also dann, wenn sie bei der Abarbeitung des sie enthaltenden Tasks erreicht wird. Ein Fehlschlag kann dann zum frühzeitigen Abbrechen einer als erfolglos identifizierten Teilanalyse genutzt werden.