Web-Symbol   HTML-Editoren im Vergleich


[Inhalt]Inhaltsverzeichnis [-]2 Klassifizierung [+]4 Auswahl/Einzelwertung

3 Bewertungskriterien


3.1 Darstellungsweise

Jeder Editor muß eine zu bearbeitende HTML-Seite am Bildschirm anzeigen. Dies kann textuell oder grafisch geschehen. Bei einer graphischen Darstellung spricht man oft von WYSIWYG (What You See Is What You Get), da schon bei der Bearbeitung sichtbar ist bzw. sein soll, wie die Seite später im Browser aussehen wird. Da unterschiedliche Browser HTML-Dokumente auch auf unterschiedliche Weise darstellen, ist echtes WYSIWYG allerdings faktisch nicht erreichbar. Manche Editoren bieten eine halbgrafische Darstellung an, bei der Bilder und grafische Elemente, aber auch die HTML-Tags angezeigt werden.

Einsteiger und Bequemliche, die möglichst schnell und komfortabel Seiten erstellen wollen, ohne sich um die Details des zugrundeliegenden HTML-Codes kümmern zu müssen, werden sicherlich eine Vorliebe für WYSIWYG-Editoren haben. Dagegen werden diejenigen, die die volle Kontrolle über das erzeugte Dokument sowie die Freiheit individueller Gestaltung behalten möchten, eher in Kauf nehmen, HTML von Hand zu programmieren.

Ganz ohne HTML-Kenntnisse wird man jedoch auch mit WYSIWYG-Editoren kaum ganz glücklich werden, da sie es nicht erlauben, wirklich alle Möglichkeiten der Sprache auszuschöpfen. Ein wichtiges Bewertungskriterium bei solchen Editoren ist daher, ob sie auch einen textbasierten Editiermodus bieten.

In der textuellen Darstellung kann eine farbliche Hervorhebung der HTML-Syntax das Arbeiten erheblich erleichtern, da Fehler in der Syntax schneller und leichter erkannt werden.

Wegen der oben bereits genannten Eigenheit, daß HTML-Dokumente in Abhängigkeit vom verwendeten Browser unterschiedlich dargestellt werden, ist es sehr wichtig - bei textueller Darstellung sogar unerläßlich -, daß ein Editor die Vorschau auf das Dokument mit einem Browser unterstützt. Von Vorteil ist, wenn sich mehrere Browser für die Vorschau-Funktion konfigurieren lassen.

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3.2 HTML-Unterstützung

Der Umfang der unterstützten HTML-Sprache ist ein weiteres wichtiges Kriterium. Die meisten aktuellen HTML-Editoren beherrschen ganz oder teilweise den HTML 3.2 Standard, manche bieten auch schon Unterstützung für Elemente aus HTML 4.0 wie Cascading Style Sheets (CSS). Manche Bestandteile der HTML-Standards wie z.B. der Formelsatz (<MATH>-Tag) werden allerdings noch von keinem Browser ausgewertet. Auch der Grad an Unterstützung für spezielle Browser-Erweiterungen mag für manche Anwender von Bedeutung sein.

Da man über den Nutzen der neuesten HTML-Elemente und Browser-Erweiterungen geteilter Meinung sein kann, wurde bei den Tests nur geprüft, ob wichtige HTML-Elemente wie Tabellen, Formulare, Frames, Java-Applets oder JavaScript, nicht jedoch welcher HTML-Standard in welchem Maße oder welche Browser-Erweiterungen im Detail unterstützt werden.

Ein interessanter Aspekt ist allerdings, wie ein Editor mit nicht-unterstützten HTML-Elementen umgeht. Versagt das Programm den Dienst? Wird der Benutzer auf problematische Stellen aufmerksam gemacht? Oder werden sie kommentarlos geschluckt?

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3.3 Handhabung

Alle Editoren nehmen für sich in Anspruch, für die Gestaltung von Web-Seiten von Vorteil zu sein, manche behaupten sogar, daß mit ihnen zur Bewältigung dieser Aufgabe keinerlei vorherige Kenntnis von HTML notwendig sei. Eine gute Handhabbarkeit drückt sich vor allem in klar gegliederten Menustrukturen, verständlichen Hilfetexten und Toolbars für häufig verwendete Elemente und Funktionen aus.

Häufig werden für Tabellen, Formulare und Frames spezielle Designer- oder Editor-Funktionen - manchmal als "wizards" bezeichnet - angeboten, mit denen die Gestaltung solcher Elemente einfacher handhabbar werden soll. Unterstützung bei der Editierung von zusätzlichen Attributen vor allem bei Links und Grafiken kann sehr nützlich sein. Einfügen von Links und Grafiken mittels "Drag & Drop" wird man in der Regel nur bei WYSIWYG-Editoren finden.

Im deutschen Sprachraum kommt der Behandlung von Umlauten besondere Bedeutung zu. Um immer eine korrekte Anzeige der Dolumente zu gewährleisten, sollten Umlaute stets in die entsprechenden Ersatzsymbole umgewandelt werden (z.B. "ä" in "&auml;"). Da es recht lästig ist, entweder die Ersatzsymbole direkt einzugeben oder die Umlaute mit "Suchen und Ersetzen" zu Fuß umzuwandeln, übernehmen manche Editoren diese Aufgabe automatisch bei der Eingabe dieser Zeichen oder erlauben die Umwandlung aller Umlaute auf Knopfdruck.

Insbesondere für Anfänger kann die menü- und dialoggeführte Erstellung einer Seite auf der Basis vorgefertigter Schablonen (templates) nützlich sein. Ein Experte wird sich dadurch in der Regel eher eingeschränkt fühlen. Die Unterstützung von Schablonen kann jedoch auch für Experten sinnvoll sein, wenn es etwa um ein einheitliches Aussehen aller Seiten in einem Projekt geht.

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3.4 Anpassbarkeit

Von großem Vorteil ist es, wenn sich ein HTML-Editor an die Bedürfnisse und Gewohnheiten des Benutzers anpassen läßt. Zur Vereinfachung von Arbeitsabläufen können veränderbare Menustrukturen und Toolbars entscheidend beitragen. Für wiederkehrende, komplexere Aufgaben kann eine Makrosprache hilfreich sein.

Wenn ein HTML-Editor Schablonen unterstützt, sollte es möglich sein, vordefinierte Schablonen gemäß den eigenen Bedürfnissen abzuändern oder auch neue eigene Schablonen hinzuzufügen.

Da die Entwicklung des HTML-Standards und der Browser-Eigenschaften in stetigem Fluß ist, kommt es fast zwangsläufig zu Situationen, in denen vom Editor nicht unterstützte HTML-Elemente in ein Dokument eingefügt werden müssen. Nur, wenn ein Editor benutzerdefinierte Tags unterstützt, ist der Benutzer von der raschen Bereitstellung aktualisierter Versionen durch den Hersteller unabhängig.

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3.5 Dokumentation

Da die Möglichkeiten der HTML-Sprache stetig wachsen, wird die Aufgabe, HTML-Dokumente zu erstellen, entsprechend komplexer. Einer ausführlichen Bedienungsanleitung kommt somit steigende Bedeutung zu. Sie sollte entweder in gedruckter Form oder als Online-Hilfe verfügbar sein. Hilfreich kann es auch sein, wenn die Dokumentation zusätzlich eine Beschreibung der HTML-Syntax umfaßt.

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3.6 Importmöglichkeiten

Auch wenn es für sehr viele Dateiformate separate HTML-Konverter gibt, ist es hilfreich, wenn ein Editor ein oder mehrere Formate direkt importieren kann. Die unter Umständen mühevolle und kostspielige Beschaffung zusätzlicher Werkzeuge kann dann entfallen. Sehr häufig wird das Ritch Text Format (RTF) unterstützt, manchmal auch Textverarbeitungsformate wie Word oder WordPerfect.

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3.7 Validierung

Um eine korrekte Darstellung der HTML-Seiten zu gewährleisten, müssen beim Editieren die Syntaxregeln eingehalten werden. Wenn ein Editor die Regeleinhaltung direkt bei der Eingabe überwacht und dem Benutzer bei Regelverstössen geeignete Hinweise gibt, z.B. durch farbliche Hervorhebung, läßt sich einiges an Zeit einsparen.

Recht komplex ist die Überprüfung auf Einhaltung bestimmter Standards. Manche Editoren haben eine Option, mit der eine HTML-Seite auf Konformität mit einer bestimmten Version des HTML-Standards überprüft oder mit der eine Liste der verwendeten Browser-spezifischen Elemente erzeugt werden kann. Die so gewonnene Information erlaubt es einem Benutzer, entweder Web-Seiten zu erstellen, die einen Betrachter darauf hinweisen, daß ein aktuellerer Browser verwendet werden muß, um wichtige Teile der Information zu sehen, oder alternative Lösungen für problematische Sprachkonstrukte anzubieten (z.B. Seiten mit oder ohne Frames, mit oder ohne JavaScript usw.). Wenn der eigene Editor diese Option nicht beinhaltet, lassen sich im Internet Angebote für separate Prüfprogramme oder sogar Online-Überprüfung finden.

Gelegentlich verfügen HTML-Editoren auch über eine Rechtschreibprüfung, allerdings nur in den seltensten Fällen auch für Deutsch.

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3.8 Sonstiges

Eigenschaften, die nur bedingt mit dem Editieren selbst zu tun haben, die aber nichtsdestoweniger eine große Arbeitserleichterung bedeuten oder die Anschaffung von Zusatzprogrammen vermeiden können, sollen in diesem Abschnitt genannt werden.

Hierzu zählt insbesondere die Projekt- oder Site-Verwaltung. Meist werden dabei Funktionen zur Erkennung ungültiger Links oder verwaister Seiten oder zur Änderung der Verzeichnisstruktur mit automatischer Änderung davon betroffener Links bereitgestellt. Vor allem bei der Verwaltung umfangreicher Sites kann die Darstellung der Querverbindungen und Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Seiten hilfreich sein, um den Überblick zu behalten und ein vernünftiges Site-Layout zu erreichen.

Zunehmend wird auch die Aktualisierung der Seiten auf dem Server in die HTML-Editoren integriert. Ein Abgleich der lokalen mit den Server-Seiten sorgt automatisch dafür, daß nur veränderte Seiten auf den Server transferiert werden. Dadurch kann die Aktualisierung in der Regel schnell und kostengünstig durchgeführt werden. Meist wird dafür das FTP-Protokoll verwendet, gelegentlich aber auch das HTTP PUT Protokoll.

Zusatzprogramme für die Bearbeitung von Grafiken oder Imagemaps sind ebenfalls manchmal im Lieferumfang enthalten. Für einfache Ansprüche bieten sie in der Regel genügend Leistungsfähigkeit, ein Profi wird jedoch eher auf kommerzielle Vollprodukte zurückgreifen.

In Komplettpaketen findet sich manchmal sogar ein lokaler Web-Server, der es erlaubt, die Funktionstüchtigkeit von CGI-Skripten, Datenbankzugriffen usw. konkret auszuprobieren, bevor die Daten auf dem eigentlichen Server aktualisiert werden.

Die Liste der zusätzlichen Eigenschaften ließe sich nahezu beliebig fortsetzen, da im Grunde jeder HTML-Editor irgendwelche Besonderheiten bietet , die dem Benutzer das Leben mehr oder weniger angenehm gestalten. In der Einzelwertung werden die auffälligsten und nützlichsten erwähnt.

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Copyright © 1997 Ulrich Telle - Letzte Änderung: 12. Dezember 1997