Prüfungsprotokoll der Dipomprüfung "Einführung in die berechenbare
Analysis" am 23.8.2001
Prüfer: Prof. Weihrauch
Beisitzer: Herr Schröder
Prüfungsdauer: ca. 20 min
Prüfungsfragen:
-
Warum ist die Dezimaldarstellung für das Rechnen mit reellen Zahlen
ungeeignet? Am Beispiel der Multiplikation 1/3 * 3 erläutert
-
Wie rechne ich überhaupt auf unendlichen Zeichenfolgen - Typ-2-Turingmaschine
erklärt
-
Warum ist es wichtig, daß die Ausgabe unveränderlich ist - damit
nach einer endlichen Zeit ein Anfangsstück der Berechnung feststeht
-
Wann nenne ich eine Funktion (gamma1,gamma2)-berechenbar? - als Formel
aufgeschrieben
-
Nennen sie einige berechenbaren Funktionen! - Addition, Multiplikation,
Polynomfunktion mit berechenbaren (!) (dieses Detail hatte ich mal wieder
vergessen, kam von ihm)Koeffizienten, Exponentialfunktion, Sinus, Cosinus
-
Wie stelle ich reelle Zahlen dar? - Cauchy-Darstellung erläutert
-
Kann ich auch Folgen reeller Zahlen darstellen? - Ja, kurz verbal die Kodierung
einer unendlichen Folge von Zeichenketten in einer Zeichenkette erläutert
-
Wann heißt eine Folge reeller Zahlen berechenbar? - Wenn es eine
Typ-2-Turingmaschine gibt, die die Folge hinschreibt
-
Wenn die Folge berechenbar ist, ist dann auch jedes einzelne Folgenglied
berechenbar? - Ja, wg. der berechenbaren Projektion der Darstellung auf
ein Folgenglied
-
Wenn die Folge berechenbar ist, ist dann auch ihr Grenzwert berechenbar?
Nein, nur wenn die Folge konvergiert und die Konvergenzgeschwindigkeit
bekannt ist
-
Gibt es Zahlen, die nur linksberechenbar, aber nicht berechenbar sind?
Ja, z. B. 2^(-K)
-
Wann heißt eine Teilmenge der reellen Zahlen rekursiv-aufzählbar?
- Hier kam ich zum ziemlich ins Schwimmen, wichtig ist, daß die Maschine
hält und daß die Menge aus Sigma^N mit dem Definitionsbereich
der Cauchy-Darstellung geschnitten wird
-
Ein bißchen Topologie: Was ist ein metrischer Raum, was ist ein topologischer
Raum, wann heißt eine Funktion zwischen zwei topologischen Räumen
stetig?
-
Eine Teilmenge der natürlichen Zahlen heißt rekursiv, wenn ihre
charakterische Funktion berechenbar ist. Kann ich die rekursiven
Teilmengen reeller Zahlen genauso definieren? - Ja, das Ergebnis ist aber
langweilig, nur R und {} wären rekursiv. Statt dessen heißen
Mengen rekursiv, wenn die Abstandsfunktion berechenbar ist.
-
Nennen sie ein paar Beispiele für rekursive Mengen!
-
Dann habe ich noch die Definitionen für rekursiv-aufzählbar abgeschlossene
Mengen und co-rekursiv-aufzählbare abgeschlossene Mengen genannt,
mir fällt nicht mehr ein, wie er die Frage dazu gestellt hatte
-
Wie sind die Abschlußeigenschaften der rekursiv-aufzählbar abgeschlossenen
Mengen? Nur die Vereinigung ist wieder r. a., da ihre Abstandsfunktion
das Minimum der beiden anderen ist, der Durchschnitt nicht
-
Welche Funktionen kann ich darstellen? Nur die stetigen, der Definitionsbereich
muß für eine Darstellung festgelegt sein
-
Wie stelle ich die Funktionen dar? - Nur inhaltlich erläutert, analog
zu der Definition der stetigen Funktionen gebe ich für eine Basis
des Bildraumes die jeweiligen Urbilder als Vereinigung offener Mengen
an
-
Welche Operationen sind auf der Funktionsdarstellung berechenbar? - Auswertung,
Komposition, Addition, Multiplikation etc.
Gesamteindruck:
Absolut positiv. Ich war eine halbe Stunde vor dem vereinbarten
Termin da. Frau Lenski war gerade nicht am Platz, als Prof. Weihrauch herauskam,
mich sah und fragte, ob ich dann schon gleich anfangen möchte, er
müsse dann nur noch einen Beisitzer finden. Zwei kurze, freundliche
Sätze Smalltalk von ihm, dann ging's los. Er bestätigt zwischendurch,
wenn etwas richtig war, sagt bei der Frage, ob er die Antwort formal sauber
oder nur kurz inhaltlich erläutert haben möchte.
Anschließend eine nur kurze Wartezeit auf das Beratungsergebnis
und eine sehr wohlwollende Benotung.
Der Kurs ist sicherlich nicht leicht, schließlich ist es ein
Theo-Kurs, aber auch nicht übermäßig schwer, und als Prüfer
kann ich Prof. Weihrauch nur uneingeschränkt weiter empfehlen.