Web-Symbol   HTML-Editoren im Vergleich


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5 Zusammenfassung


5.1 Der ideale HTML Editor

Wer die Einzelbewertungen der getesteten Editoren aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, daß keines der Programm für sämtliche Wechselfälle des Lebens gleichermaßen geeignet ist. Wahrscheinlich wird es ein solches Ideal-Programm auch niemals geben, denn die Anforderungen an HTML-Werkzeuge sind einfach zu unterschiedlich: Der eine entwickelt HTML-Seiten von Grund auf neu, der andere übernimmt eher Dokumente aus Textverarbeitungen, DTP-Programmen oder sonstigen Standard-Anwendungen.

Dennoch lassen sich Schlüsse aus den Erfahrungen, die bei der Durchführung dieser Seminararbeit gewonnen wurden, ziehen. Zu Beginn, bei der Gestaltung des Layouts, kam fast ausschließlich HoTMetaL im WYSIWYG-Modus zum Einsatz, beim späteren Editieren der Texte wurde es dann immer öfter nötig, auf den TagView oder die Quelltextansicht von HoTMetaL zu wechseln. Wegen der Trägheit und Instabilität des Editors wurde das Arbeiten mit HoTMetaL allerdings zunehmend zur Qual. Das führte schließlich dazu, daß die restliche Bearbeitung mit Arachnophilia durchgeführt wurde. Bei der Site-Verwaltung und der Bildbearbeitung hingegen leisteten die Zusatzprogramme von HoTMetaL wertvolle Dienste. Somit hat sich die Kombination aus HoTMetaL und Arachnophilia für die Erstellung der Web-Site des Autors bewährt.

Was ist nun mit den übrigen Editoren?

Den Programmen Netscape Composer und WebExpress mangelt es vor allem an einer direkten HTML-Quelltextbearbeitung, die für den Feinschliff unerläßlich ist.

HTMgen32 verfolgt ein interessantes Konzept, aber ohne Dokumentation und ohne die Möglichkeit, bestehende HTML-Dokumente zu übernehmen, ist sein Nutzen derzeit doch sehr eingeschränkt. Allerdings könnte es sich lohnen, hin und wieder zu prüfen, ob neuere Versionen verfügbar sind.

XEmacs schließlich ist zwar ein ausgezeichneter universeller Editor und wird besonders unter Unix auch zukünftig viele Anhänger finden, doch ist er definitiv kein dedizierter HTML-Editor. Unter Unix mag jedoch - mangels Verfügbarkeit von Arachnophilia - die Kombination aus HoTMetaL und XEmacs ähnlich gut sein wie die aus HoTMetaL und Arachnophilia unter Windows.

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5.2 Wie wichtig ist WYSIWYG?

Als HTML-Laie wird einem WYSIWYG nahezu unentbehrlich erscheinen, weil man Berührungsängste mit HTML hat. Doch wird man schnell zu der Erkenntnis kommen, daß einerseits HTML viel leichter zu erlernen ist, als vielleicht zunächst befürchtet, und daß andererseits gerade im Zusammenhang mit HTML der Begriff WYSIWYG sehr relativ ist, da jeder Browser HTML unterschiedlich interpretiert. Eine Kontrolle der Ergebnisse mit einem Browser kommt man sowieso nicht herum. Der Nutzen eines WYSIWYG, das keinem Browser entspricht, ist daher eher zweifelhaft.

Mit Layout-Gestaltungsmitteln wie Cascading Style Sheets kommt man zukünftig bei HTML auf ein ähnliches Niveau wie bei Satzsystemen wie TeX. Durch Verwendung von Styles wird das einheitliche Aussehen der fertigen Dokumente gewährleistet und für das eigentliche Markup kommt man dann mit erstaunlich wenigen Steuer-Tags aus. Komplexe Gestaltungsprobleme lassen sich oft durch Eingabe von HTML-Quelltext schneller und sicherer bewerkstelligen als mit WYSIWYG. Als Beleg soll hier noch einmal TeX angeführt werden: Formelsatz ist eine der besonderen Stärken von TeX. Mit etwas Übung hat man Formeln in TeX sehr schnell codiert, während die Verwendung eines grafischen Formeleditors (wie etwa in Word vorhanden) schon bei einfachen Formeln zu einer wahren Click-Orgie führt, ganz zu schweigen von den Resultaten, bei denen TeX eindeutig die Nase vorn hat.

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5.3 Ausblick

Das World Wide Web befindet sich in einer außerordentlich dynamischen Fortentwicklung. Und das gleiche gilt auch für die Werkzeuge zur Erstellung der Web Sites. Die in dieser Seminararbeit vorgestellten Editoren sind vielleicht schon in wenigen Monaten hoffnungslos veraltet. Spezielle WYSIWYG-Editoren wie HoTMetaL oder WebExpress wird dieses Schicksal allerdings sicher eher ereilen als universell einsetzbare Editoren wie Arachnophilia oder XEmacs.

Künftige Werkzeuge werden sich sicherlich in eine ähnliche Richtung wie HoTMetaL entwickeln, d.h., Site-Verwaltung und Server-Funktionalität wird noch stärker integriert werden. Je mehr HTML um Design- und Layout-Komponenten erweitert wird, desto mehr wird auch die grafische Bearbeitung im DTP-Sinne an Bedeutung gewinnen.

Sollte es eines Tages gelingen, zu einem allgemein akzeptierten HTML-Standard zu kommen, wird es vielleicht auch langlebigere Werkzeuge geben. Doch derzeit tobt der Krieg unter den verschiedenen Herstellern von Web-Technologien - sehr zum Leidwesen der Web-Site-Entwickler, die nicht wissen, auf welches Pferd sie setzen sollen, und die immer weniger in der Lage sind, alle Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Wer weiß, wie es ausgeht? Wird die Vernunft siegen? Oder wird der Darwinismus praktiziert, frei nach Der Highlander: Es kann nur einen geben?

Der beste Rat, den man den Entwicklern geben kann, ist wohl, sich nicht an den Spielchen der Hersteller, sondern lieber an der Kampagne für ein nicht browserspezifisches WWW zu beteiligen.

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Copyright © 1997 Ulrich Telle - Letzte Änderung: 9. Dezember 1997